Seit wenigen Tagen werden die ersten Beitragsrechnungen für die KFZ-Versicherung des Jahres 2025 verschickt. In diesem Jahr wird das sicherlich bei vielen Versicherten zu großen Augen führen! Wir erwarten, dass sich die Beiträge teilweise massiv erhöhen könnten, was keinen Kunden freuen wird – und dennoch, gibt es nicht viele Möglichkeiten das zu verändern. Gerne will ich nachfolgend erklären, was die Hintergründe dafür sind und weshalb ein Wechsel der Versicherung in den seltensten Fällen Sinn ergeben wird.
Warum sind die Beitragsanpassungen in diesem Jahr so hoch?
Die deutschen Kfz-Versicherer werden in diesem Jahr voraussichtlich einen Verlust von über zwei Milliarden Euro erleiden. Diese Information wiegt umso mehr, wenn man beachtet, dass diese bereits im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von über drei Milliarden Euro hinnehmen mussten.
Grund für die schlechten Zahlen sind die seit Jahren steigenden Reparaturkosten. Sowohl die Ersatzteile, als auch die Arbeit in den Kfz-Werkstätten, werden immer teurer. Im vergangenen Jahr kostete ein durchschnittlicher Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw etwa 4.000 Euro. 2013 waren es noch 2.500 Euro (Quelle GDV). Die Stundenlöhne für Werkstatt- und Lackierarbeiten belaufen sich nach Auskünften der Versicherer auf teilweise bis zu 250 €.
Untersuchung der Versicherer: Autohersteller erhöhen Ersatzteilpreise weiter
Ein weiterer Aspekt liegt darin, dass Autohersteller heute bereits über eine Quasi-Monopol für sichtbare Ersatzteile verfügten, einen freien Wettbewerb gibt es dafür derzeit nicht. Der sogenannte Designschutz schützt nicht nur das Design von Fahrzeugen, sondern auch das aller sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen. „Autofahrer und Werkstätten sind gezwungen, viele dieser Ersatzteile direkt vom Autohersteller zu kaufen – ein freier Wettbewerb existiert hier praktisch nicht“, kritisiert Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer GDV. Obwohl eine Gesetzesänderung den Designschutz reformieren soll, bleiben die bestehenden Rechte der Autohersteller bis 2045 erhalten.
Die Folgen tragen die Verbraucher: Manche Teile sind heute doppelt so teuer als noch vor zehn Jahren. Auch in 2024 ging diese Entwicklung unvermindert weiter, das geht aus einer aktuellen Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Während die Inflationsrate in Deutschland zuletzt rückläufig war, erhöhen die Autohersteller weiterhin die Preise. Zwischen August 2023 und August 2024 sind die Preise für Auto-Ersatzteile im Schnitt um 6,2 Prozent gestiegen. Bei Kühlergrills waren es sogar über 10 Prozent.
Außerdem sind mehr Schäden durch Hagel und Naturkatastrophen aufgetreten: Sturm und Hagelschäden, die allein im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland 400 Millionen Euro betrugen, erhöhend das Schadenaufkommen in der KFZ-Versicherung erheblich.
Was kann ich als Kunde gegen eine Beitragserhöhung machen?
Die Beitragserhöhungen in diesem Jahr sind aller Voraussicht nach bei vielen Versicherungen ähnlich. Haben Sie Ihre KFZ-Versicherung in den letzten Jahren bereits aktualisiert, lohnt sich eine Prüfung nur in den aller wenigsten Fällen.
Wir sind davon überzeugt: Beitragsanpassung von 15 bis 20 % sind in diesem Jahr leider „Normalität“!
Flattert die neue Rechnung ins Haus, heißt es Ruhe bewahren. Die Anpassungen sind nach den vorgenannten Erklärungen unvermeidbar.
Bevor Sie jetzt versuchen, über eigene Recherchen oder Vergleicher möglichst günstigere Versicherer zu finden, möchten wir auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Die Versicherungsprämie wird auch durch den Umfang der versicherten Leistungen beeinflusst. Hier gibt es mittlerweile erhebliche Unterschiede zwischen den Tarifen. Ein Sparen an der falschen Stelle kann sich schnell nachteilig auswirken im Alltag. ACHTUNG: Aus diesem Grund warnen wir von unbedachten Änderungen oder unprofessionellen Vergleichen.
Was hat alles Einfluss auf meine Beiträge in der KFZ-Versicherung?
1. Regionalklasse
Die Regionalklasse spiegelt die Schaden- und Unfallbilanz einer Region wider. Sie ist eines von zahlreichen Tarifmerkmalen, das die Versicherer zur Berechnung des Versicherungsbeitrages berücksichtigen.
In der Regel orientieren sich alle Versicherer an der Einstufung der Regionalklasse – hier kannst Du diese nachlesen: https://www.dieversicherer.de/versicherer/auto/regionalklassen-abfrage
2. Typklasse
Die Kfz-Versicherer berücksichtigen die Typklassen, um die Versicherungsbeiträge für die Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung berechnen zu können. Die Typklassen spiegeln die Schaden- und Unfallbilanzen eines jeden in Deutschland zugelassenen Automodells wieder. Zur Berechnung der Typklassen werden die Fahrzeugschäden und die dadurch verursachten Reparaturkosten der letzten drei Jahre betrachtet. Wurden mit einem Fahrzeugtyp vergleichsweise weniger Schäden gegenüber den Vorjahren gemeldet und entschädigt, wird das Modell in eine niedrigere Typklasse eingestuft. Umgekehrt funktioniert es genauso.
Je niedriger die Einstufung in der Typklasse, desto günstiger wirkt sich dies auf den Versicherungsbeitrag aus.
3. Tarifmerkmale
Einen großen Einfluss haben die Tarifmerkmale auf den Beitrag.
Entscheidend ist zum Beispiel der Fahrerkreis. Bei Fahrern unter 23 und mittlerweile auch über 70 Jahren gibt es Beitragszuschläge. Hier gilt es, den Fahrerkreis regelmäßig zu überprüfen, um nicht unnötig zu viel zu zahlen bzw. auch diesen korrekt angegeben zu haben.
Auch die jährliche Fahrleistung und der nächtliche Abstellplatz hat großen Einfluss auf den Beitrag. Hier bitte auch regelmäßig prüfen und ggf. anpassen.
Prüfen Sie also bitte Ihre Tarifmerkmale genau und kommen Sie bei nötigen Änderungen und Anpassungen gerne auf uns zu!
Gerne würden wir Ihnen hier etwas positiveres berichten. Andererseits sehen wir es auch als unsere Aufgabe, Sie auch in herausfordernden Zeiten zu begleiten und vor möglichen Fehlern zu bewahren.
Auf eine unfallfreie Fahrt, denn das ist immer noch der beste Beitrag, Ihre Kfz-Kosten niedrig zu halten!